Nein, der Trachtenstrip ist nicht böse.

Es gibt halt immer ein paar Leute, die fühlen sich verunsichert, wenn etwas Neues das Traditionelle aufzubrechen oder zu ergänzen versucht. Tradition ist nicht in Stein gemeißelt. Sie lebt und entwickelt sich genauso fort wie alles andere. Ob es den Brauchtumsbewahrern nun gefällt oder nicht. Gustav Mahler hat mal gesagt, dass Tradition die Weitergabe des Feuer ist, und nicht die Anbetung der Asche.

Das ist der Geist des Trachtenstrips.

Und seien wir ehrlich: wir schreddern keine Babyküken und kippen keinen Giftmüll in Badeseen. Wir hetzen und diffamieren nicht. Alles was wir tun, ist ein Kleidungsstück, dass eben tief in der bayrischen Tradition verwurzelt ist, auf erotische und sinnliche Weise dazustellen. Das kann eigentlich niemandem weh tun, außer, man fühlt sich in seinem tiefsten Inneren durch Erotik oder Sex, beides sind absolut natürliche Dinge, die durch Religion und alte, macht-gierige Menschen in unserer Gesellschaft zu Unrecht auch heute immer noch stigmatisiert werden, bedroht.
Interessanterweise sind es im Zusammenhang mit dem Trachtenstrip tatsächlich immer ältere Herrschaften, oftmals mit Filzhut, Gamsbart und ungesund roten Backen ausgestattet, die meinen, ihrer engen Ansicht von Moral gerecht werden zu müssen und diese dann auch allen anderen aufzudrücken.

Ganz ähnlich verhält es sich auch mit Religion. Verstehen wir uns nicht falsch, jeder darf einen imaginären Freund haben, zu dem er im stillen Kämmerlein betet. Aber Religion ist wie ein Penis. Es ist schön, einen zu haben, aber man zeigt ihn nicht überall ungefragt herum.

Ein Dirndl ist keine Burka. Es wurde entworfen um die Reize seiner Trägerin hervorzuheben. Das kann eigentlich niemand ernstlich leugnen. Und alles was WIR nun tun, ist das Konzept ein wenig weiterzuspinnen, die Freiheit, die uns eine moderne und aufgeklärte Gesellschaft ermöglicht, zu nutzen und schöne Dinge zu zeigen und zu erschaffen.

Natürlich akzeptieren wir dabei auch Grenzen. Wir würden niemals ein Mädel im traditionellen, bayrischen Schalk-Kleid fotografieren. Zum einen will das eh keiner sehen, zum anderen respektieren wir “richtige” Trachten. Zu denen das Dirndl aber eben nicht wirklich gehört. Eigentlich war es früher das Gewand der armen Arbeiterinnen. Ein Alltagskleidungsstück. Und wenn man sich alte Aufnahmen aus längst vergangenen Zeiten ansieht, waren seine Trägerinnen früher bei weitem nicht so prüde wie man uns das heute gerne aus filzigen Gebirgstrachten-Erhaltungs-Bastionen weis machen möchte. Da sieht man reihen weise ultrakurze Röcke und lachende Gesichter.

Und da schließen wir mit dem Trachtenstrip eben heute an. Wir feiern die Erotik, die Schönheit, die Ausgelassen- und Freizügigkeit im Traditionellen.

Und schlagen damit eine ungenierte Brücke ins Hier und Jetzt.